»Die Liebe geht eigene Wege« – so die Überschrift von Adolf Muschgs Predigt vom Sonntag, 5. März 2017, zum Tag der Kranken im evangelisch-reformierten Zürcher Großmünster, abgedruckt im Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung vom 10.3. (internationale Ausgabe) und online hier zu lesen.
Muschg thematisiert Jesus’ Leben und Lehren, erst an Lazarus, dann an der Liebe, der unverstehbaren. »Das Christentum, dem ich mich verbunden fühle, war ein einziger,
natürlich hoffnungsloser Versuch, die Geschichte in jener Stunde null
von Christi Tod für immer anzuhalten«. Muschg weiß, dass die Liebe nicht bleibt, jedenfalls die irdische nicht, dass sie gebraucht wird und missbraucht.
»Christentum, das ist der Glaube und die Hoffnung, es möchte an dem einen
Mal, auf Golgatha, für immer genug gewesen sein. Ein eitler Glaube,
eine absurde Hoffnung. ›Ungeheuer ist viel, doch nichts / Ungeheuerer als der Mensch‹, sagte ein Chorlied des Sophokles, und die Geschichte
lehrt, dass man hier das Adjektiv ›ungeheuer‹ nicht groß genug
schreiben kann.« – Der Mensch, das Ungeheuer, »ein Wolf dem Menschen«, besonders heutzutage wieder, bleibt ungerührt und unbelehrt von Geschichte. Das Jammertal ist flach wie das Mittelmeer, wie Aleppo, weithin sichtbar. Zu erklären ist da nichts. Gerede über Kriegsverbrechen, lächerlich (sag’ ich).
Muschg schließt: »Ich hoffe nicht auf den Menschensohn. Ich brauche vielleicht nicht
einmal an ihn zu glauben. Vielleicht reicht es, wenn wir das Unmögliche
des Menschen, um des Menschen willen, zu lieben nicht lassen können.« – Vielleicht.
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